Weihnachtsgrüsse von Sumaya Farhat-Naser
Lesen Sie, was Sumaya Farhat-Naser zu berichten hat aus dem fast vergangenen 2016. Wie immer eindrückliche und bewegende Erlebnisse und Widerfahrnisse aus dem so häufig unheilvollen heiligen Land, Gedanken, die trotz allem Mut machen und Anlass geben zu Hoffnung.
6. Dezember 2016
Liebe Freundinnen und Liebe Freunde,
Ich grüsse und möchte herzlich danken für die Begleitung und Unterstützung. Das Jahr 2016 geht zu ende und die Herausforderungen, Probleme und Nöte sind komplizierter und schwerer geworden. Gerade deshalb müssen wir dran bleiben und unsere Botschaft intensiver, mit Glauben und Freude austragen. Mit guten Wünschen für das kommende Jahr 2017, möchte ich Euch einen Auszug aus meinem Jahresbericht über die Bildung und Friedenserziehung mit Jugendlichen und Frauen in Palästina anvertrauen. Eure Wertschätzung und Begleitung gibt uns Kraft und Mut weiter zu machen.
Rassismus, Diskriminierung, Fanatismus, Radikalismus in Politik und Religion, gehören zu unserem Core-Programm. Wir besprechen intensiv und zeigen die Gefahren auf, die aus Ignoranz und der blinden Loyalität zur Familie und Sippe, zu politischen Parteien, zum Dorf, der Stadt, dem Flüchtlingslager, zur Herkunft, etc. resultieren. Die Entwicklungen in den Ländern Syrien, Irak, Lybien, Jemen, das Zerbrechen der Gesellschaften, Vernichtung von Werten der Kulturen und Religionen und das Verschwinden der Menschlichkeit, wecken grosse Ängste, Ohnmacht und Aussichtslosigkeit.
Wir begegnen diese Situation durch noch mehr Aktivierung und Motivierung der jungen Menschen und Frauen an sich selbst zu arbeiten, sich qualifizieren damit sie positiv wirken am Aufbau einer normalen und gesunden Gesellschaft. In unseren Seminaren und Workshops stützen wir uns auf die Gemeinsamkeiten der Religionen, und bewusst werden Texte von Israelis und Juden vorgelesen und bearbeitet, um daraus zu lernen und zu erkennen, wie wichtig es ist zu differenzieren und unterscheiden, zwischen Ideologien, Politik, und die Menschen. Immer wieder heben wir positive Parallelen hervor zwischen Palästina und Israel, denn durch das Positive wird die Brücke gebaut.
Kultur Zentrum für Frauen und Jugendlichen
In Ein Arik, acht Kilometer westlich von Ramallah, findet unsere Arbeit seit Jahren in einem privat renovierten Bauernhaus statt, das keineswegs ausreichend war für die Vielfalt der Aktivitäten.
Am 22. September 2016 fand die Eröffnung der restaurierten Olivenpresse statt. Die Dorfgemeinschaft wie auch Unterstützer aus BRD und waren anwesend: Heidehof-Stiftung, der Propst von Jerusalem, Herr Wolfgang Schmidt und seine Frau Annette Pflanz-Schmidt, die UN-Schule und der Gemischten Oberschule in Ein Arik, die Schulbehörde und am Projekt beteiligte Frauen aus Ein Arik, Deir Ibsee und von Birzeit. Es war eine einfache, doch eindrucksvolle und ermutigende Begegnung. Was aus der Ruine geworden ist, war mit Begeisterung begegnet und viele sind motiviert worden am Projekt mit zu arbeiten. Andere im Ort sehen, was aus ihren verfallenen Häusern im Dorfkern entstehen könnte und sind inspiriert und ermutigt worden ihre Ruinen zu restaurieren. Die Frauen von Deir Ibsee Kooperative, mit denen wir seit 10 Jahren arbeiten, kamen und verkauften ihre Produkte, Stickereien, Honig, eingemachte Obst und Gemüse, Teigwaren und Kuskus. Die Frauen aus Ein Arik wunderten sich, wie die Frauen aus Deir Ibsee organisiert und vertrauensvoll auftraten und ihre Produkte verkauften. Ja, sie drückten ihren Neid aus und ärgerten sich, weil sie es verpasst haben eigene Produkte zu präsentieren und zu verkaufen. Das war eine Lehre, die sie motiviert hat, sich von nun an sich auf für mögliche Verkaufsgelegenheit vorzubereiten.
Landkultivierung in Ein Arik
Der verwilderte Garten neben dem Treffhaus wurde für landwirtschaftliche Nutzung hergestellt. Müll und Schutt mussten entfernt werden. Einebnung des Bodens, Steinmauer, und Gitter mit Eisentor sind fertiggestellt. Ein Wasseranschluss und Bewässerungsschläuche sind angelegt worden. Um den Garten herum werden in Februar 2017, nach dem der Boden vom Regen genug Feuchtigkeit haben wird, werden jeweils eine Zitrone, Weintraube, einen Feigenbaum, einen Olivenbaum und einen Granatapfelbaum gepflanzt. Gemüse, wie Tomaten, Gurken, Zucchini, Auberginen, Bohnen, dazu verschiede Kräuter werden angebaut. Die Frauen machen die Arbeit, ernten die Früchte zum eigenen Nutzen, müssen aber 10% für laufende Kosten des Begegnungshauses geben. Das soll ein kleines Model sein, um andere Dorfbewohnern zu ermutigen, verlassene und ungenutzte Flächen, nahe Häusern, zu kultivieren.
Die Frauen zeigten Interesse Hebräisch zu lernen. Das war überraschend und ungewöhnlich, denn meist besteht eine Hemmung die Sprache der Besatzungsmacht zu lernen. Doch die Frauen begründeten ihr Interesse wie folgt: Wir wollen den Soldaten am Check Point oder bei Hausdurchsuchungen und Festnahme unseren Kindern oder Männern ansprechen. Durch gegenseitiger Verständigen werden Barrieren gebrochen. Wir begegnen uns dann als Menschen. Ängste, Missverständnisse und Gewaltbereitschaft werden vermindert. Ich begrüsste sehr diesen Vorschlag. Wir beauftragten einen Lehrer aus Ramallah, der lange Jahre im israelischen Gefängnis sass und dort Hebräisch lernte. Er verlangte 500 Shekel für jede Teilnehmerin. Für die Frauen war nicht zu bezahlen. Ich fragte was möglich wäre und sie sagten höchstens 300 Shekel. Ich bot an, die übrigen 200 Shekel pro Person aus dem Budget des Projektes zur Verfügung zu stellen. Alle waren froh und sie schlossen den Kurs mit grosser Freude ab.
* Bäume Pflanzen: UN-Schule (alle Schülerinnen und Schüler sind Moslem) ist neu gebaut worden, paarhundert Meter von der katholischen Schule entfernt. Eine gemeinsame Aktion ist geplant, Bäume zu pflanzen entlang der Strasse, die beide Schulen verbindet. Schülerinnen und Schüler beider Schulen pflanzen gemeinsam, essen und trinken, spielen und feiern zusammen. Dieses Projekt wird in Februar 2017 durchgeführt. Ziel ist, sich kennenzulernen, Respekt, Akzeptanz und Gemeinschaftsgefühl als Dorfbewohner zu stärken, um Versöhnung und Frieden zu befestigen. Hoffnung macht kreativ und der Mut an die eigene Kraft zu glauben macht vieles möglich.
Eine gesegnete Weihnachtszeit und ein gutes, friedvolles und gesundes Neues Jahr wünsche ich allen
Sumaya Farhat-Naser
Spendenkonto in Deutschland:
Empfänger: Berliner Missionswerk
Bank: Evangelische Bank
IBAN: DE86 5206 0410 0003 9000 88
BIC: GENODEF1EK1
Projektnr: 4613
(Friedensarbeit Farhat-Naser)
Spendenkonto in der Schweiz:
Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn
Postkonto 30-7036-2
IBAN: CH68 0900 0000 3000 7036 2
BIC: POFICHBEXXX