Dorthin gehen, wo’s weh tut
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Erstmals seit über 20 Jahren haben die katholischen SeelsorgerInnen von Baselland und Basel-Stadt ihre Fortbildung gemeinsam gestaltet. Das Thema „50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil“ war kein Museumsbesuch, sondern die Ausrichtung auf die Zukunft. Der Heilige Geist wirkt – auch wenn er das selten so tut, wie wir das wollen.
Die Propstei Wislikofen hat einen schönen Innenhof mit einer offenen Seite zum Dorf hin. Hier setzten sich die katholischen SeelsorgerInnen von Basel\land in der obligatorischen jährlichen Fortbildung mit dem Vatikanischen Konzil auseinander. Das Bild passte: Das Konzil hat vor 50 Jahren eine unumkehrbare Öffnung der Kirche angestossen.
Im Rückblick ist die Kirche heute nicht mehr wieder zu erkennen: Die Hälfte der Kursgruppe waren Frauen, viele davon in Leitungspositionen. Und das ist eines von vielen Zeichen für das neue Gesicht der Kirche. Pfingstlich muss man sagen „Der Heilige Geist hat geweht – und er hat geweht, wie er will, nicht wie wir meinen, er hätte wehen sollen.“
Professor Hans-Joachim Sander (Salzburg) zeigte den SeelsorgerInnen auf, wie sich die katholische Kirche vom Selbstbild einer „heilen Oase im bösen Sumpf der Welt“ („Societas Perfecta“) verabschiedet hat. Stattdessen hat sie sich im Konzil den Freuden und Hoffnungen („Gaudium et Spes“) der real existierenden Welt zugewandt.
Damit hat sich die Kirche selber relativiert und zum Partner der Menschen gemacht. Das tönt gut, ist aber auch heute oft schwierig. Es zeigt sich besonders „an den Orten, um die die Kirche nicht herumkommt, wo die Kirche aber nicht gerne hin geht“, wie Sander sagte. Zum Beispiel das Shopping-Center, zum Beispiel die Gratis-Zeitungen, zum Beispiel das Volksfest.
Nur wenn die Kirche an diese „belebten, aber unbeliebten Orte“ geht, nimmt sie wirklich ernst, dass Gott in den Menschen ist. Die Kirche muss dort dann auch nicht „Gott ermöglichen“. Die Aufgabe ist vielmehr, diese Lebensräume mit ihren Themen als „Orte Gottes“ wahr zu nehmen.
Denn wie im Fussball gilt auch für die Kirche: Tore schiesst man nur, „wenn man dorthin geht, wo es weh tut“, also wenn man diesen letzten unbequemen extra-Schritt vors Tor macht, auch wenn die Muskeln schon ziehen und man viele gegnerischen Verteidiger-Beine fürchten musss.
Wieso wir das tun sollen? „Deshalb“, sagte damals Johannes XXIII und riss die Fenster weit auf.
Die katholischen SeelsorgerInnen Basel\land haben die legendäre Symbolhandlung in diesen Tagen neu entdeckt. Sie schöpften Kraft und Phantasie daraus, um noch besser für die Menschen da zu sein – oder eben, um noch besser mit ihnen Gott zu entdecken.
Thierry Moosbrugger (Text und Foto)
Die Propstei Wislikofen hat einen schönen Innenhof mit einer offenen Seite zum Dorf hin. Hier setzten sich die katholischen SeelsorgerInnen von Basel\land in der obligatorischen jährlichen Fortbildung mit dem Vatikanischen Konzil auseinander. Das Bild passte: Das Konzil hat vor 50 Jahren eine unumkehrbare Öffnung der Kirche angestossen.
Im Rückblick ist die Kirche heute nicht mehr wieder zu erkennen: Die Hälfte der Kursgruppe waren Frauen, viele davon in Leitungspositionen. Und das ist eines von vielen Zeichen für das neue Gesicht der Kirche. Pfingstlich muss man sagen „Der Heilige Geist hat geweht – und er hat geweht, wie er will, nicht wie wir meinen, er hätte wehen sollen.“
Professor Hans-Joachim Sander (Salzburg) zeigte den SeelsorgerInnen auf, wie sich die katholische Kirche vom Selbstbild einer „heilen Oase im bösen Sumpf der Welt“ („Societas Perfecta“) verabschiedet hat. Stattdessen hat sie sich im Konzil den Freuden und Hoffnungen („Gaudium et Spes“) der real existierenden Welt zugewandt.
Damit hat sich die Kirche selber relativiert und zum Partner der Menschen gemacht. Das tönt gut, ist aber auch heute oft schwierig. Es zeigt sich besonders „an den Orten, um die die Kirche nicht herumkommt, wo die Kirche aber nicht gerne hin geht“, wie Sander sagte. Zum Beispiel das Shopping-Center, zum Beispiel die Gratis-Zeitungen, zum Beispiel das Volksfest.
Nur wenn die Kirche an diese „belebten, aber unbeliebten Orte“ geht, nimmt sie wirklich ernst, dass Gott in den Menschen ist. Die Kirche muss dort dann auch nicht „Gott ermöglichen“. Die Aufgabe ist vielmehr, diese Lebensräume mit ihren Themen als „Orte Gottes“ wahr zu nehmen.
Denn wie im Fussball gilt auch für die Kirche: Tore schiesst man nur, „wenn man dorthin geht, wo es weh tut“, also wenn man diesen letzten unbequemen extra-Schritt vors Tor macht, auch wenn die Muskeln schon ziehen und man viele gegnerischen Verteidiger-Beine fürchten musss.
Wieso wir das tun sollen? „Deshalb“, sagte damals Johannes XXIII und riss die Fenster weit auf.
Die katholischen SeelsorgerInnen Basel\land haben die legendäre Symbolhandlung in diesen Tagen neu entdeckt. Sie schöpften Kraft und Phantasie daraus, um noch besser für die Menschen da zu sein – oder eben, um noch besser mit ihnen Gott zu entdecken.
Thierry Moosbrugger (Text und Foto)